Vincent van Gogh* 30. März 1853 Groot-Zundert (Breda) + 29.Juli 1890 Auvers-sur-Oise Vieles spricht dafür, dass van Gogh an einer fokalen Epilepsie gelitten hat, die mit elementar-fokalen und komplex-fokalen Anfällen einherging. Auch wenn nicht alle unerklärlichen und "merkwürdigen" Verhaltensweisen van Goghs als epileptische Symptomatik zu deuten sind (wie dies vorschnell in vielen Abhandlungen über die Krankheit des Malers und in Beschreibungen seines kurzen, hektisch anmutenden Lebens geschehen ist), so kann aber kaum ein Zweifel daran bestehen, dass es in den beiden letzten Lebensjahren van Goghs in unregelmäßigen Abständen zu epileptischen Anfällen gekommen ist. Die Ätiologie der Epilepsie ist natürlich nicht mehr eindeutig zu klären. Mit einiger Wahrscheinlichkeit ist von einer symptomatischen Epilepsie auszugehen - eine schwere, protrahierte Geburt, ausgeprägte Verhaltensauffälligkeiten bereits in der Kindheit bei ungestörter Intelligenz, schließlich fokale und möglicherweise auch sekundär generalisierte epileptische Anfälle mit Hinweis auf die Temporalregion als Ausgangspunkt des epileptischen Geschehens: Diese Mosaiksteine passen am ehesten zu einer Residualepilepsie nach frühkindlicher Hirnschädigung. Vielleicht spielt eine genetische Epilepsie-Belastung eine zusätzliche Rolle: Es gibt Hinweise dafür, dass die Schwester der Mutter, der Bruder Theo und die neun Jahre jüngere Schwester Wilhelmine zeitweise ebenfalls an epileptischen Anfällen litten. Die Epilepsie van Goghs manifestierte sich - wie bereits erwähnt - erst in seinen letzten beiden Lebensjahren, bemerkenswerterweise also in der künstlerisch fruchtbarsten Phase seines Lebens. Inwieweit den therapie-resistenten Anfällen ein auslösendes Moment für van Goghs Freitod zukommt, lässt sich wohl nicht mehr eruieren; die brieflichen Selbstzeugnisse lassen aber den Schluss zu, dass der Maler unter diesen Anfällen sehr gelitten hat. Seine letzten Worte, die er auf dem Totenbett zu seinem Bruder sprach, lassen etwas von der selbstempfundenen Tragik seines an Unglück und Enttäuschungen reichen Lebens ahnen: "Die Traurigkeit wird ewig bleiben." --- dieses Fenster schließen --- |