Das Korker "Schloss" - die Wiege des Epilepsiezentrums Kork - |
1892 wurde in Kork bei Kehl eine "Heil- und Pflegeanstalt für epileptische Kinder" eingeweiht. Ein Jahr zuvor hatte die "Innere Mission" (Diakonie) der evangelischen Kirche für 25.000 Mark das alte, um 1730 im klassischen Barockstil erbaute Korker Amtshaus erworben ("Korker Schloss"), in dem zunächst 48 epilepsiekranke Kinder Aufnahme fanden - insbesondere um eine Beschulung der von öffentlichen Schulen abgewiesenen Kinder zu ermöglichen. Schon nach kurzer Zeit erwies sich das Schloss als zu klein - neue Gebäude mussten angekauft bzw. gebaut werden. Auch die medizinischen und pflegerischen Aufgaben wuchsen rasch, so dass es sich als notwendig erwies, bereits 1899 einen hauptamtlichen, psychiatrisch ausgebildeten Anstaltsarzt anzustellen. |
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Deutsches Epilepsiemuseum Kork www.epilepsiemuseum.de |
Wie in den ärztlichen Unterlagen aus damaliger Zeit zu entnehmen ist, waren Brom-Präparate die Mittel 1. Wahl bei der medikamentösen Epilepsie-Behandlung. Weitere therapeutische Maßnahmen bestanden in der Anwendung von Bädern und Wasserkuren, in kräftiger, möglichst salzarmer Kost und in einer sorgfältigen Strukturierung des Tagesablaufs mit "möglichster Fernhaltung von Aufregung". Die Behandlungen scheinen in vielen Fällen von Erfolg gekrönt gewesen zu sein, denn immer wieder konnten Patienten geheilt oder zumindest in deutlich gebessertem Zustand nach Hause entlassen werden. 1901 wurde der offizielle Name der Einrichtung in "Heil- und Pflegeanstalt für Epileptische" umgewandelt - Hinweis darauf, dass man sich nicht mehr auf die Behandlung und Betreuung anfallkranker Kinder beschränkte. 1904 beherbergte die Anstalt bereits etwa 2oo anfallkranke Patienten. |
Heute stellt die frühere "Heil- und Pflegeanstalt" ein hochmodernes, überregionales Epilepsiezentrum dar, in dem epilepsiekranke Menschen im ambulanten, stationären (106 Betten) und Langzeit-Bereich (340 Plätze) medizinische Hilfe, sozial-medizinische Unterstützung, schulische und berufliche Ausbildung und Wohnmöglichkeit finden. Zusammen mit dem Neurozentrum der Universität Freiburg bildet die Korker Einrichtung heute ein Epilepsiezentrum der höchsten Stufe (Grad IV), an dem nach internationalem Standard Diagnostik, medikamentöse und epilepsie-chirurgische Therapie sowie wissenschaftliche Forschung betrieben wird. |