Kapelle St. Antonius in Haidlfing, Niederbayern Photographie Claus Hansmann, Stockdorf Deutsches Epilepsiemuseum Kork www.epilepsiemuseum.de |
Nicht Antonius der Große, der Eremit und Wüstenheilige, ist hier gemeint, sondern Antonius von Padua, dessen Fest am 13. Juni begangen wird. Er wird mit einer Lilie in der Hand und dem Jesuskind auf dem Arm abgebildet. 1195 wurde er in Lissabon geboren, er stammt aus dem Adelsgeschlecht derer von Gottfried von Bouillon, dem ersten Eroberer des Heiligen Grabes. Mit fünfzehn trat Antonius dem Orden der Augustiner bei. Nach langen Reisen kam er 1220 zu den Franziskanern. Franz von Assisi bestellte ihn zum Lektor des Ordens und wegen seiner berühmten Redekunst ("der sogar die Fische lauschten") zum Prediger. Seine Reden konnten selbst hartnäckige Ketzer und Ungläubige überzeugen. Das Volk liebte und verehrte ihn, und es gab zahlreiche Legenden bereits zu seinen Lebzeiten. Nur elf Monate nach seinem Tod 1231 wurde er von Papst Gregor heiliggesprochen. |
Kapelle St. Antonius in Haidlfing, Niederbayern Photographie Claus Hansmann, Stockdorf Deutsches Epilepsiemuseum Kork www.epilepsiemuseum.de |
Antonius gilt als Schutzpatron der Reisenden und Liebenden. Er hilft verlorene Gegenstände wiederzufinden, stiftet gute Ehen und bewahrt vor Seuchen und teuflischen Mächten. Insbesondere in Bayern ist er der Schutzpatron der kranken Kinder und wird liebevoll "Kindlitoni" genannt. Das Votivbild aus Haidlfing in Niederbayern zeigt den Heiligen Antonius wie bei einer Theateraufführung zwischen Vorhängen auf einer Wolke schwebend. Bittsteller und krankes Kind tragen die Tracht wohlhabender Bürger. Es kann wohl kein Zweifel daran bestehen, dass der dargestellte Knabe an einer Epilepsie leidet. Das Bild zeigt ihn in der (unnatürlich) überstreckten Körperhaltung eines großen Anfalls, die Arme nach oben ausgestreckt, die Augen weit geöffnet. Der rot gemalte Mund könnte auf eine Blutung durch Zungenbiss im Anfall hinweisen. |