Tafelbild zum Bernhard-Altar im Stift Zwettl/ Niederösterreich Photo: Siebenberg-Verlag Deutsches Epilepsiemuseum Kork www.epilepsiemuseum.de |
Auch Bernhard von Clairvaux, der 1091-1153 lebte und ab 1115 dem Zisterzienserorden zu neuer Blüte verhalf, wird in Verbindung mit Fallsucht-Heilungen gebracht. Sie gehören zu den oft erzählten Legenden seines Lebens. Zu den überaus strengen Klosterregeln, die er aufstellte, gehörten neben geistiger Hingabe an Gott ebenso schwere körperliche Arbeit und Hilfeleistungen aller Art, auch im medizinischen Bereich. Als "Heilung eines Besessenen" wird dieses Bild in der Kunstgeschichte beschrieben - wobei ganz übersehen wird, dass es sich bei der kranken Person nicht um einen Mann, sondern ganz offensichtlich um eine Frau handelt! Auch die "Diagnose" ist wahrscheinlich falsch - die Symptomatik deutet eher auf ein Anfallsgeschehen hin: |
Tafelbild zum Bernhard-Altar im Stift Zwettl/ Niederösterreich Photo: Siebenberg-Verlag Deutsches Epilepsiemuseum Kork www.epilepsiemuseum.de |
Die verkrampften Gliedmaßen (insbesondere die Hände), der leicht geöffnete Mund mit zyanotisch (blau verfärbter) Zunge, der starre Blick der in Schielstellung befindlichen Augen, das offensichtliche Unvermögen zu stehen (die Frau muss von zwei Personen gehalten werden). Das wehende rote Gewand deutet darauf hin, dass die Bewegungen der Frau heftig und unkontrolliert sind. Dass die Heilung durch den Heiligen Bernhard erfolgreich verläuft, wird durch das kleine Teufelchen über der Kranken dokumentiert; vor den zum Exorzismus gekreuzten Fingern des Heiligen bleibt ihm nichts anderes übrig als (aus dem Mund der Anfallkranken) zu flüchten! (Der kleine weiße Hund mit rotem Rücken zu Füßen des Heiligen Bernhard hat nichts mit der gemalten Szene oder dem Symbolgehalt der Fallsucht zu tun. Er weist auf die Legende hin, nach der die Mutter des Heiligen ihren Sohn im Traum als "Wachhund Gottes" gesehen haben soll.) |