Wladimir Iljitsch Lenin Deutsches Epilepsiemuseum Kork www.epilepsiemuseum.de |
Der Gründer und erste Vorsitzende der russischen Bolschewiki-Partei und somit auch der Begründer der Sowjetunion wurde 1870 in Simbirsk als Wladimir Iljitsch Uljanow geboren; 1900 nahm er den Decknamen (Pseudonym) Lenin an. In den Lexika und Geschichtsbüchern wird Lenin immer wieder als Revolutionär, Marxist, Bolschewist und Diktator beschrieben. In den meisten Lebensbeschreibungen wird aber auch darauf hingewiesen, dass Lenin häufig krank gewesen und es vor allem in seinen letzten zwei Lebensjahren bis zu seinem Tod im Jahre 1924 immer wieder zu schweren zerebralen Störungen gekommen sei. 1922 soll Lenin zwei Schlaganfälle erlitten haben, 1923 einen dritten mit nachfolgender Hemiparese rechts und Aphasie. |
In dieser letzten Lebensphase Lenins sind immer wieder deutsche Ärzte an das Bett des Schwerkranken gerufen worden, darunter und in erster Linie der renommierte Neurologe Otfried Foerster, der sich als Epileptologe und Spezialist für die Behandlung von Schlaganfallpatienten einen Namen gemacht hatte. Im Rahmen eines mehrmonatigen Aufenthaltes in Russland hat Foerster Lenins schwerste zerebrale Symptome und Ausfallserscheinungen, einschließlich der epileptischen Anfälle, aus nächster Nähe miterlebt. Das Gehirn Lenins, das nach seinem Tode ausführlich und sehr sorgfältig (unter der Ägide des deutschen Pathologen Oskar Vogt) untersucht wurde, soll mehrere Erweichungsherde in der linken, weniger auch in der rechten Hemisphäre, frische und alte Blutungen und zerebralsklerotische Veränderungen gezeigt haben. |
Vor dem klinischen und diesem organ-pathologischen Hintergrund kann es nicht verwundern, dass in den Krankenakten des Patienten mehrfach von "epileptischen Paroxysmen, generalisierten Krampfanfällen, zerebralen Anfällen" und schließlich von einem "finalen status epilepticus" die Rede ist. In den schriftlichen Unterlagen wird darauf hingewiesen, dass auch Lenins Vater an generalisierten Krampfanfällen gelitten haben soll. Ob es sich bei den bedrohlichen Zuständen, die Lenins Ehefrau N. K. Krupskaja 1902 auf einer Europareise ihrem Tagebuch anvertraut hatte ("heiliges Feuer"), ebenfalls um epileptische Anfälle (möglicherweise im Rahmen einer Encephalitis?) gehandelt hat, muss offen bleiben. |