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Deutsches Epilepsiemuseum Kork Oberdorfstrasse 8, D-77694 Kehl-Kork geöffnet sonntags 14-17 Uhr. Führungen auf Anfrage Postanschrift: Hornisgrindestrasse 70, D-77652 Offenburg Tel. & Fax: +49-1212-510.955.935 E-mail: info@epilepsiemuseum.de |
Einführung |
Epilepsie - was ist das eigentlich? |
epileptische Anfälle |
Epilepsien |
Ursachen |
Behandlung |
Auswirkungen |
Geschichte |
Die Geschichte der Epileptologie |
Krankheit der 1000 Namen |
stationäre Einrichtungen |
Epilepsiekranke im "3. Reich" |
Diagnostik |
... in der Antike |
moderne Diagnostik |
Therapie |
... in der Antike |
... im Mittelalter |
... ab der Renaissancezeit |
Kunst |
Votivtafeln |
religiöse Kunstwerke |
weitere Werke |
Epilepsiemotive in der Belletristik |
Prominente |
Einleitung |
Galerie |
Kommentar |
Die Geschichte der Epileptologie (Die Epilepsie als medizinische Wissenschaft im Verlauf der geschichtlichen Epochen) | ||
Die Wissenschaft über das Krankheitsbild der Epilepsie entwickelte sich über die Jahrhunderte hinweg keineswegs kontinuierlich. |
Das epileptologische Wissen war z.B. im christlichen Mittelalter geringer als in der Epoche des griechischen Arztes Hippokrates - mehr als 1500 Jahre früher! |
![]() Hippokrates |
![]() Galen |
![]() v. Tralleis |
![]() Avicenna |
![]() Mittelalter |
![]() Zeitenwende |
![]() Paracelsus |
![]() Tissot |
![]() Jackson |
Krankheit der 1000 Namen (1/3)
Kaum eine andere Krankheit hat im Verlauf ihrer Geschichte so viele Namen erhalten wie die Epilepsie. Dies lässt den Schluss zu, dass sich die Menschen zu allen Zeiten ausführlich mit dieser Krankheit befasst haben. Für diese intensive Beschäftigung gibt es mehrere Gründe: Zum einen war und ist die Epilepsie eine überaus häufige Krankheit: 0,5-1% aller Menschen leiden an ihr. |
Zum anderen löst das ursprüngliche Leitbild dieser Krankheit - der "große Anfall" - bei sehr vielen Menschen Furcht und Schrecken aus; immer wieder und zu allen Zeiten hat man versucht, diese Gefühle in Worte zu fassen, zu benennen. Hinzu kommt, dass die Epilepsie unter sehr unterschiedlichen Erscheinungsbildern ablaufen kann, die immer wieder eine besondere Beschreibung und Bezeichnung verlangen. |
Krankheit der 1000 Namen (2/3)
Der Benennung einer Person, eines Objekts oder auch einer Krankheit kam in früheren Jahrhunderten eine deutlich größere Bedeutung zu als heute. Jemandem einen Namen geben zu dürfen oder den Namen eines anderen in Erfahrung zu bringen, bedeutete gleichzeitig, Macht über ihn zu haben; etwas nicht benennen zu können oder zu dürfen, bedeutet gleichzeitig, ihm ausgeliefert zu sein (z.B. "namenloses Elend"). |
Aus den unterschiedlichen Namen, die eine Krankheit im Verlauf der Zeiten erhielt, lässt sich folgern, was in der jeweiligen Epoche als Ursache der Krankheit angesehen wurde (z.B. "Mondkrankheit": eine durch die Mondphasen hervorgerufene Krankheit; "dämonisches Leiden": durch böse Geister hervorgerufenes Übel). Gleichzeitig lassen die Namen aber auch Rückschlüsse auf den Namensgeber und seine Anschauungen zu (z.B. "Zuchtrute Christi": ohne Zweifel glaubt der Namensgeber an Christus und seine Macht zu strafen). |
Krankheit der 1000 Namen (3/3)
So erlaubt die Untersuchung der verschiedenartigen Namen, die die Epilepsie im Verlauf ihrer Geschichte erhalten hat, sich auf eine ganz besondere Weise den medizinischen, kulturhistorischen und sozialen Hintergründen dieser Krankheit anzunähern. Als ein Beispiel für diese These sei hier der altägyptische Epilepsiename "nesejet" angeführt und erläutert: ![]() |
In der Anschauung der alten Ägypter war mit dem Begriff "nesejet" also eine Krankheit gemeint, die von den Göttern geschickt und überaus gefährlich war. |
Stationäre Einrichtungen für Anfallkranke (1/2)
Bis ins 19. Jahrhundert gab es in Deutschland keine spezialisierten Einrichtungen für epilepsiekranke Menschen. Die erste Heilanstalt für "Epileptische" in Deutschland wurde 1855 von Dr. H. A. Reimer in Görlitz eröffnet. |
1862 wurde bei Tettnang am Bodensee die "Heil- und Bewahranstalt für Epileptische auf der Pfingstweide" als spezialisierte Einrichtung gegründet. 1867 wurde in der Nähe von Bielefeld ein Pflegeheim für epileptische Knaben eingerichtet - Grundstein für das spätere Epilepsie-Zentrum Bethel. 1892 erfolgte in Kork bei Kehl die Einweihung der "Heil- und Pflegeanstalt für epileptische Kinder". ![]() ›› Korker "Schloss" |
Stationäre Einrichtungen für Anfallkranke (2/2)
Frankreich war in dieser Entwicklung beispielhaft vorangegangen: In einem ehemaligen Salpeter-Depot einer Pulverfabrik in Paris wurde das "Hôpital de la Salpêtrière" eingerichtet. Bereits im 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts erhielten hier psychisch Kranke und Menschen mit Epilepsie sachgerechte Behandlung und Pflege. Die "Salpêtrière" (für Frauen) und das später angebaute "Hospice de Bicêtre" (für Männer) entwickelten sich im 19. Jahrhundert zu angesehenen medizinischen Zentren für neurologisch-, psychisch- und anfallkranke Patienten. |
Epilepsiekranke im "3. Reich" (1/5)
Epilepsiekranke - verfolgtZur Zeit des "Dritten Reiches" wurde die "Fallsucht" auch von Medizinern (fälschlicherweise) überwiegend als eine Erbkrankheit angesehen - sei es aus "rassenhygienischer Verblendung" der Ärzte, sei es auf Grund fehlenden medizinischen Wissens. So war z.B. der damalige Korker Anstaltsarzt der Ansicht, dass 80% der Korker Heimbewohner an "erblicher Fallsucht" litten. |
Zu den besonders menschenverachtenden Vorgehensweisen der Nationalsozialisten im "Dritten Reich" gehörten "rassenhygienische Maßnahmen", zu denen auch das "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" zählte, das am 14. Juli 1933 von der Reichsregierung beschlossen wurde: |
Epilepsiekranke im "3. Reich" (2/5)
Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses § 1 Erbkrank im Sinne dieses Gesetzes ist, wer an einer der folgenden Krankheiten leidet: |
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1. angeborenem Schwachsinn, Ferner kann unfruchtbar gemacht werden, wer an schwerem Alkoholismus leidet. (Auszug aus dem Reichsgesetzblatt Teil I, vom 15.07.1933) |
Epilepsiekranke im "3. Reich" (3/5)
Dieses Gesetz trat am 1. Januar 1934 in Kraft. Dieses Gesetz eröffnete die "gesetzeskonforme" Möglichkeit, epilepsiekranke Menschen zu sterilisieren (Zwangssterilisation). Nach den Angaben des Bundesministeriums der Justiz wurden zwischen 1933 und 1945 etwa 350.000 Menschen (darunter viele Epilepsiekranke) sterilisiert. In den Korker Anstalten wurden zwischen 1934 und 1939 insgesamt 102 Sterilisationen durchgeführt. Dieses Gesetz und seine Anwendung standen nicht nur im krassen Gegensatz zu jeder Moral und Menschlichkeit, sondern widersprachen auch in vielerlei |
vielerlei Hinsicht medizinischer Erfahrung und Erkenntnis: Epilepsien z.B. sind keine Erbkrankheiten (von ganz seltenen sehr speziellen Epilepsieformen einmal abgesehen, die weltweit bisher nur vereinzelt in einigen wenigen Familien beobachten wurden). Epilepsien entstehen in aller Regel durch das Zusammenwirken einer vorhandenen individuellen Disposition (Veranlagung) mit einer exogenen (äußerlichen) Verursachung - z.B. Unfall, Entzündung, Durchblutungsstörung. (Daher werden übrigens auch in Zukunft gentherapeutische Maßnahmen bei der Bekämpfung von Epilepsien keine entscheidende Rolle spielen.) |
Epilepsiekranke im "3. Reich" (4/5)
Epilepsiekranke - vernichtet![]() ›› Berlin, Tier- gartenstraße 4 (Das Kürzel "T4" stand für "Tiergartenstraße 4" in Berlin - dort befand sich der Sitz der für diese Aktion verantwortlichen Orga- nisation.) |
Über 70.000 behinderte Menschen fielen 1940 und 1941 dieser Tötungsaktion zum Opfer - das waren etwa 20% aller damaligen Anstaltsbewohner. |
Epilepsiekranke im "3. Reich" (5/5)
![]() ›› Schloss Grafeneck |
![]() ›› Graue Busse ![]() |