Medizin- und kulturgeschichtlich bedeutsam ist nun das Gelübde Ludwigs II., mit dem er und seine Eltern hofften, durch Gebete, Fasten und Opfern von der schrecklichen Krankheit befreit zu werden. |
Unter den mehr als 40 Heiligen, die im Mittelalter als Schutzheilige für die Epilepsie "zuständig" waren, war er der bedeutsamste, und Rufach im Ober-Elsass, wo eine wundertätige Kopf-Reliquie des heiligen Valentin von Terni aufbewahrt wurde, war im Spätmittelalter zweifellos der berühmteste Wallfahrtsort für "Fallsüchtige". Der geistes- und epilepsiekranke Ludwig starb im November 1457, knapp 18-jährig. Die Ursache seiner Krankheit ist heute nicht mehr zu eruieren; möglicherweise deutet die Tatsache, dass zwei seiner Vettern väterlicherseits ebenfalls geistes- krank waren darauf hin, dass bei der Ätiologie des Leidens ein genetisches Moment (neuro- metabolische Erkrankung?) eine Rolle spielte. |
Auszug aus dem Gelübde Ludwigs II. (um 1453) | ||
Mins herre grafe Ludwigs, des jungen, verhaiß. Nota, dis sind die gelüpt, die von des hochgeborne mins gnedigen hern wegen verhaisen sind. 1. Item zu dem ersten sol er sin leptag ein vrieflein an sinem halß tragen, daran geschriben also: |
5. Item und wenn sin gnad zu sinen tagen kumpt, so sol sich sin gnad mit sin selbs lib gen Rufach dem lieben herren SANT VALENTIN antwurten und im ain bild mit im bringen, das X guldin wol wert sy, von welicherlay sin gnad wil. [...] 8. Item sin gnad sol ouch, dieweil er lebt, all fritag meß hörn und uff den tag dartzu meß frumen und opern mit pfennigen. [...] aus: H. Heintel: Quellen zur Geschichte der Epilepsie. Aus "Hubers Klassiker der Medizin und der Naturwissenschaften" Band XIV. Huber, Bern, Stuttgart, Wien 1975. S. 33f |