Raum 2: GeschichteDie Geschichte der Epileptologie Krankheit der 1000 Namen (mit Epilepsiename des Tages) stationäre Einrichtungen für Anfallkranke
Epilepsiekranke während der Zeit des Nationalsozialismus Die Geschichte der Epileptologie(Die Epilepsie als medizinische Wissenschaft im Verlauf der geschichtlichen Epochen) Die Wissenschaft über das Krankheitsbild der Epilepsie entwickelte sich über die Jahrhunderte hinweg keineswegs kontinuierlich; das epileptologische Wissen war z.B. im christlichen Mittelalter geringer als in der Epoche des griechischen Arztes Hippokrates - mehr als 1500 Jahre früher!
Krankheit der 1000 NamenKaum eine andere Krankheit hat im Verlauf ihrer Geschichte so viele Namen erhalten wie die Epilepsie. Dies lässt den Schluss zu, dass sich die Menschen zu allen Zeiten ausführlich mit dieser Krankheit befasst haben. Für diese intensive Beschäftigung gibt es im Wesentlichen zwei Gründe: Zum einen war und ist die Epilepsie eine überaus häufige Krankheit: 0,5-1% aller Menschen leiden an ihr. Zum anderen löst das ursprüngliche Leitbild dieser Krankheit - der "große Anfall" - bei sehr vielen Menschen
Furcht und Schrecken aus; immer wieder
und zu allen Zeiten hat man versucht, diese Gefühle in Worte zu fassen, zu benennen. Hinzu
kommt, dass die Epilepsie unter sehr unterschiedlichen Erscheinungsbildern ablaufen kann, die
immer wieder eine besondere Beschreibung und Bezeichnung verlangen. Aus den unterschiedlichen Namen, die eine Krankheit im Verlauf der Zeiten erhielt, lässt sich folgern, was in der jeweiligen Epoche als Ursache der Krankheit angesehen wurde (z.B. "Mondkrankheit": eine durch die Mondphasen hervorgerufene Krankheit; "dämonisches Leiden": durch böse Geister hervorgerufenes Übel). Gleichzeitig lassen die Namen aber auch Rückschlüsse auf den Namensgeber und seine Anschauungen zu (z.B. "Zuchtrute Christi": ohne Zweifel glaubt der Namensgeber an Christus und seine Macht zu strafen). So erlaubt die Untersuchung der verschiedenartigen Namen, die die Epilepsie im Verlauf ihrer Geschichte erhalten hat, sich auf eine ganz besondere Weise den medizinischen, kulturhistorischen und sozialen Hintergründen dieser Krankheit anzunähern. Als ein Beispiel für diese These sei hier der altägyptische Epilepsiename
"nesejet" angeführt und erläutert:
Quelle: H. Schneble, Krankheit der ungezählten Namen, Huber-Verlag Bern, 1987, p. 9-11 Epilesiename des Tages:Jedes Mal, wenn Sie unsere Seite besuchen,
zeigen wir Ihnen hier einen weiteren Epilepsienamen. Quelle: H. Schneble, Krankheit der ungezählten Namen, Huber-Verlag Bern, 1987 Stationäre Einrichtungen für AnfallkrankeBis ins 19. Jahrhundert gab es in Deutschland keine spezialisierten Einrichtungen für epilepsiekranke Menschen. Wenn ihre Betreuung in der Familie wegen der Schwere und Häufigkeit der Anfälle oder wegen zusätzlicher (geistiger oder körperlicher) Behinderungen nicht mehr möglich war, wurden die Anfallkranken häufig in Gefängnissen, "Irrenanstalten" oder ehemaligen Leprosorien (Aufenthaltsorte für "Aussätzige") untergebracht. Die erste Heilanstalt für "Epileptische" in Deutschland wurde 1855 von Dr. H. A. Reimer in Görlitz eröffnet. 1862 wurde bei Tettnang am Bodensee die "Heil- und Bewahranstalt für Epileptische auf der Pfingstweide" als spezialisierte Einrichtung gegründet. 1867 wurde in der Nähe von Bielefeld ein Pflegeheim für epileptische Knaben eingerichtet - Grundstein für das spätere Epilepsie-Zentrum "Bethel". 1892 erfolgte in Kork bei Kehl die Einweihung der "Heil- und Pflegeanstalt für epileptische Kinder". Frankreich war in dieser
Entwicklung beispielhaft vorangegangen: In einem ehemaligen Salpeter-Depot einer
Pulverfabrik in Paris wurde das "Hôpital de la
Salpêtrière" eingerichtet. Bereits im 18. und zu Beginn des Epilepsiekranke während der Zeit des Nationalsozialismus |