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Deutsches Epilepsiemuseum Kork Oberdorfstraße 8, D-77694 Kehl-Kork geöffnet sonntags 14-17 Uhr. Führungen auf Anfrage E-mail: info@epilepsiemuseum.de |
Einführung |
Epilepsie - was ist das eigentlich? |
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Geschichte |
Die Geschichte der Epileptologie |
Krankheit der 1000 Namen |
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Kunst |
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Epilepsiemotive in der Belletristik |
Prominente |
Einleitung |
Galerie |
Kommentar |
Die Geschichte der Epileptologie (Die Epilepsie als medizinische Wissenschaft im Verlauf der geschichtlichen Epochen) |
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Die Wissenschaft über das Krankheitsbild der Epilepsie entwickelte sich über die Jahrhunderte hinweg keineswegs kontinuierlich. |
Das epileptologische Wissen war z.B. im christlichen Mittelalter geringer als in der Epoche des griechischen Arztes Hippokrates - mehr als 1500 Jahre früher! |
Hippokrates |
Galen |
v. Tralleis |
Avicenna |
Mittelalter |
Zeitenwende |
Paracelsus |
Tissot |
Jackson |
Krankheit der 1000 Namen (1/3)
Kaum eine andere Krankheit hat im Verlauf ihrer Geschichte so viele Namen erhalten wie die Epilepsie. Dies lässt den Schluss zu, dass sich die Menschen zu allen Zeiten ausführlich mit dieser Krankheit befasst haben. Für diese intensive Beschäftigung gibt es mehrere Gründe: Zum einen war und ist die Epilepsie eine überaus häufige Krankheit: 0,5-1% aller Menschen leiden an ihr. |
Zum anderen löst das ursprüngliche Leitbild dieser Krankheit - der "große Anfall" - bei sehr vielen Menschen Furcht und Schrecken aus; immer wieder und zu allen Zeiten hat man versucht, diese Gefühle in Worte zu fassen, zu benennen. Hinzu kommt, dass die Epilepsie unter sehr unterschiedlichen Erscheinungsbildern ablaufen kann, die immer wieder eine besondere Beschreibung und Bezeichnung verlangen. |
Krankheit der 1000 Namen (2/3)
Der Benennung einer Person, eines Objekts oder auch einer Krankheit kam in früheren Jahrhunderten eine deutlich größere Bedeutung zu als heute. Jemandem einen Namen geben zu dürfen oder den Namen eines anderen in Erfahrung zu bringen, bedeutete gleichzeitig, Macht über ihn zu haben; etwas nicht benennen zu können oder zu dürfen, bedeutet gleichzeitig, ihm ausgeliefert zu sein (z.B. "namenloses Elend"). Wenn man also eine Krankheit mit Namen versah, so lag darin das Bestreben und die Hoffnung, ihr nicht ausgesetzt zu sein. |
Aus den unterschiedlichen Namen, die eine Krankheit im Verlauf der Zeiten erhielt, lässt sich folgern, was in der jeweiligen Epoche als Ursache der Krankheit angesehen wurde (z.B. "Mondkrankheit": eine durch die Mondphasen hervorgerufene Krankheit; "dämonisches Leiden": durch böse Geister hervorgerufenes Übel). Gleichzeitig lassen die Namen aber auch Rückschlüsse auf den Namensgeber und seine Anschauungen zu (z.B. "Zuchtrute Christi": ohne Zweifel glaubt der Namensgeber an Christus und seine Macht zu strafen). |
Krankheit der 1000 Namen (3/3)
So erlaubt die Untersuchung der verschiedenartigen Namen, die die Epilepsie im Verlauf ihrer Geschichte erhalten hat, sich auf eine ganz spezifische Weise den medizinischen, kulturhistorischen und sozialen Hintergründen dieser Krankheit anzunähern. Als ein Beispiel für diese These sei hier der altägyptische Epilepsiename "nesejet" angeführt und erläutert: |
In der Anschauung der alten Ägypter war mit dem Begriff "nsjt" (= nesejet = Epilepsie) also eine Krankheit gemeint, die von den Göttern geschickt und überaus gefährlich war. |
Stationäre Einrichtungen für Anfallkranke (1/2)
Bis ins 19. Jahrhundert gab es in Deutschland keine spezialisierten Einrichtungen für epilepsie- kranke Menschen. Wenn ihre Betreuung in der Familie wegen der Schwere und Häufigkeit der Anfälle oder wegen zusätzlicher (geistiger oder körperlicher) Behinderungen nicht mehr möglich war, wurden die Anfallkranken häufig in Gefängnissen, "Irrenanstalten" oder ehemaligen Leprosorien (Aufenthaltsorte für "Aussätzige") untergebracht. Die erste Heilanstalt für "Epileptische" in Deutschland wurde 1855 von Dr. H. A. Reimer in Görlitz eröffnet. |
1862 wurde bei Tettnang am Bodensee die "Heil- und Bewahranstalt für Epileptische auf der Pfingstweide" als spezialisierte Einrichtung gegründet. 1867 wurde in der Nähe von Bielefeld ein Pflegeheim für epileptische Knaben eingerichtet - Grundstein für das spätere Epilepsie-Zentrum Bethel. 1892 erfolgte in Kork bei Kehl die Einweihung der "Heil- und Pflegeanstalt für epileptische Kinder". ›› Korker "Schloss" |
Stationäre Einrichtungen für Anfallkranke (2/2)
›› Die "Salpêtrière" in Paris Frankreich war in dieser Entwicklung beispielhaft vorangegangen: In einem ehemaligen Salpeter-Depot einer Pulverfabrik in Paris wurde das "Hôpital de la Salpêtrière" eingerichtet. Bereits im 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts erhielten hier psychisch Kranke und Menschen mit Epilepsie sachgerechte Behandlung und Pflege. |
Die "Salpêtrière" (für Frauen) und das später angebaute "Hospice de Bicêtre" (für Männer) entwickelten sich im 19. Jahrhundert zu angesehenen medizinischen Zentren für neurologisch-, psychisch- und anfallkranke Patienten. |
Epilepsiekranke im "Dritten Reich" (1/2)
Zur Zeit des "Dritten Reiches" wurde die "Fallsucht" auch von Medizinern (fälschlicherweise) überwiegend als eine Erbkrankheit angesehen - sei es aus "rassenhygienischer Verblendung" der Ärzte, sei es auf Grund fehlenden medizinischen Wissens. Zu den besonders menschenverachtenden Vorgehensweisen der Nationalsozialisten im "Dritten Reich" gehörten "rassenhygienische Maßnahmen", zu denen auch das "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" zählte, das am 14. Juli 1933 von der Reichsregierung beschlossen wurde. |
Im Oktober 1939 begann die systematische Erfassung aller in Heil- und Pflegeanstalten lebenden Menschen. Ende Oktober 1939 verfasste Hitler eine Ermächtigung (kein Gesetz), die den Verantwortlichen Handlungsfreiheit für eine Gewährung des "Gnadentodes" zubilligte. Damit begann die sogenannte Euthanasie-Aktion T4. Über 70.000 behinderte Menschen (darunter zehn- bis zwanzigtausend Epilepsiekranke) fielen 1940 und 1941 dieser Tötungsaktion zum Opfer - das waren etwa 20% aller damaligen Anstaltsbewohner. |
Epilepsiekranke im "Dritten Reich" (2/2)
Nach Aktenlage und Auswertung spezieller Meldebögen wurden vom Reichsministerium des Inneren Transportlisten mit den Namen der zur Tötung bestimmten Behinderten erstellt. Der Transport zur Vernichtungsstätte erfolgte dann mit den Fahrzeugen der sogenannten "GEKRAT". Schloss Grafeneck auf der schwäbischen Alb, seit den 20er Jahren eine Institution des "Samariterstifts", wurde 1939 von den Behörden beschlag- nahmt und zur ersten "Vergasungsanstalt" im Reich umgebaut. ›› Schloss Grafeneck |
›› "Ausgegrenzt" Aus den Korker Anstalten wurden 1940 in 2 Transporten insgesamt 113 Epilepsiekranke nach Grafeneck gebracht und dort umgehend vergast. Mitte 1941 hatte die T4-Aktion ihr furchtbares "Plansoll" erreicht. Inzwischen hatten aber ausländische Gegenstimmen und kirchlicher Widerstand in Deutschland selbst eine Fortsetzung der zentral organisierten Unternehmung erschwert. In der Folgezeit wurde deshalb die Vernichtungs- aktion dezentral in einigen Anstalten durch Nahrungsentzug und Injektion tödlicher Gifte weitergeführt. |
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